Landschaft
Martin & Christel Pusch
B.P. 82 - Maroua - Kamerun
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Erstellt am 27.06.2004

Sonntagschule - auch bekannt als Kindergottesdienst

In der Hauptgemeinde von Maroua kommen jeden Sonntag 150 bis 200 Kinder mit zum Gottesdienst. Während die Erwachsenen dem Gottesdienst in der Kirche folgen, wird für die Kinder ein extra Programm gestaltet.

Souleyman ermutigt die Kinder zum Singen. Die Jungen halten sich gerne etwas versteckt in den hinteren Reihen.
Souleyman ermutigt die Kinder zum Singen. Die Jungen halten sich gerne etwas versteckt in den hinteren Reihen.
Kollekte.
Kollekte.
Die französisch-sprachige Sonntagschul-Gruppe.
Die französisch-sprachige Sonntagschul-Gruppe.
Bernice und Timon nehmen sich etwas zu trinken mit.
Bernice und Timon nehmen sich etwas zu trinken mit.

Die Kinder werden in drei Gruppen eingeteilt:

Der Gottesdienst beginnt - offiziell - um 8 Uhr. An vielen Sonntagen ist ausserdem noch ein französischer Gottesdienst um 10 Uhr, zu dem ebenfalls parallel ein Kindergottesdienst läuft.

Ab da kommen auch die Kinder. Neulich sah ich gegen 9 Uhr eine Mitarbeiterin vor ihrem Gruppenraum stehen. Drinnen hörte ich die Kinder singen. Sie selbst sagte, es lohne sich noch nicht anzufangen, da noch kaum Kinder da seien. Bei einem kurzen Blick in den Raum überschlug ich, daß bestimmt schon 20 Kinder anwesend waren. Für die Mitarbeiterin, die daran gewöhnt ist, mit 50 Kindern zu arbeiten, schien es jedoch noch nicht lohnenswert mit dem Programm anzufangen.

Um die Gruppe als Ganzes auf sich aufmerksam zu machen, ruft der Mitarbeiter einen Slogan in den Raum. Einer davon lautet: «Am Werke des Herrn...» Wenn die Gruppe diesen Ausspruch hört, reagiert sie «...bleiben wir ohne Unterlaß!» Die Kinder stehen dann auf, während der Mitarbeiter noch einmal ruft: «Wir bleiben ohne Unterlaß...» Inzwischen sind auch die letzten aufmerksam geworden und antworten stehend: «...am Werke des Herrn!»

Ein anderer Slogan ist: «Jesus Christus...» mit der dazugehörigen Reaktion: «...das Licht der Welt!»

Liederbücher gibt es keine. Jeweils ein Kind gibt als Vorsänger den Ton an und singt die Strophen. Die Gruppe fällt dann beim Refrain mit ein. Mangels Trommeln wird auch auf den Tischen der Takt geschlagen. Kaum einer bleibt still stehen. Man kann aber nicht verallgemeinern, daß grundsätzlich alle gerne tanzen.

Ein paar Kinder besitzen das Neue Testament der Gideons. Bei den größeren haben zwei oder drei Kinder eine komplette Bibel.

Nach dem Singen wird der Bibelvers wiederholt, der am Sonntag zuvor gelernt worden war. Dann wird die biblische Geschichte weiter erzählt.

Ich bin immer wieder überrascht, wie wenig die Kinder auf Fragen antworten. Inzwischen nehme ich an, daß es an der allgemeinen Erziehung liegt. Grundsätzlich sind viele Erwachsene der Meinung, daß ein Kind, welches Fragen stellt, stört. Ein Kind hingegen, welches nicht die richtige Antwort weiß, ist schlichtweg dumm, und bekommt dies so deutlich gesagt, daß es beim nächsten Mal lieber schweigt.

Mir persönlich macht es Spaß, beim Erzählen auch Allgemeinwissen einfließen zu lassen. So haben wir uns neulich darüber unterhalten, wie man Landkarten liest und interpretiert. Auch ist es eine gute Übung für die Kinder, laut vorzulesen. Allerdings bereitet das den meisten große Mühe. Man muß sich aber auch mal vor Augen führen, in was für einer Sprachvielfalt diese Kinder groß werden! Zuhause sprechen sie die Stammessprache ihrer Eltern. Im Umgang mit Nachbarn hören sie deren Stammessprachen. Mit den Nachbarn verständigen sie sich allerdings auf Fulfulde, welches in Nordkamerun die Verkehrssprache ist. Erst in der Vorschulklasse lernen die Kinder Französisch. Das bedeutet, daß sie Lesen und Schreiben in einer Fremdsprache beigebracht bekommen. Dadurch, daß alles fremd ist, können sie gar nicht so eine Beziehung zu den Buchstaben und ihren Lauten aufbauen, wie wir es gewohnt sind. «Das ist M wie Maman!» sagt jemandem, der seine Mutter immer «Daada» nennt, nicht sehr viel. Darum geht es in vielen Projekten vermehrt darum, den Leuten das Lesen zunächst in ihrer Muttersprache beizubringen. Damit erzielt man wesentlich bessere Erfolge. Soweit ein kleiner Exkurs...

Hier haben wir noch ein Spiel miteinander gespielt
Hier haben wir noch ein Spiel miteinander gespielt

Nach der Geschichte nehmen wir uns Zeit zum Beten. Ich bedaure es immer wieder, daß die Gruppe durch ihre Größe recht anonym ist. Wie soll man da persönlich werden. Außerdem ist es von der Kultur her nicht üblich, über sich selbst zu sprechen.

Als Alternative habe ich den Kindern gesagt, daß derjenige, der Kranke in der Familie hat, aufstehen darf. Dann haben wir dafür gebetet. Anschließend sind wir mit anderen Anliegen ähnlich verfahren: Prüfungen, Feldarbeit, die Bitte um ausreichend Regen...

Die Kinder legen etwas Geld für die Sonntagschularbeit zusammen. Es reicht dazu, etwas Kreide für die Tafel zu kaufen. Die Mittel reichen hingegen nicht, um mit Material zu arbeiten oder gar mit den Kindern zu basteln. Das ist aber nicht schlimm, solange Mitarbeiter und Kinder mit Spaß bei der Sache sind.

Nach mindestens zwei Stunden Sonntagschule beten wir zum Abschluß gemeinsam das Vaterunser.

Christel Pusch