Eine Reise in den Tschad

Am 20. Februar, so gegen acht Uhr morgens, brechen wir von Maroua aus auf, um zunächst nach Kousserie zu fahren. Von Kousserie aus wollen wir dann nach N’Djaména, der Haupstadt des Tschads, die direkt von Kousserie gegenüber am anderen Flussufer liegt. Anschliessend wollen wir die Gelegenheit nutzen, und bis zum Tschadsee fahren. Denn wir wohnen nun schon fast seit neun Jahren in Nordkamerun, sind aber immer noch nicht bis zu diesem See vorgedrungen.

Rinderherde in einem abgeernteten Feld
Rinderherde in einem abgeernteten Feld

Wir haben darauf verzichtet, mit „unserem“ Auto zu fahren, da die Fahrt ja ins Ausland führen soll. Statt dessen haben wir einen Kleinbus samt Fahrer gemietet. Vorteil dieser Lösung ist auch, dass wir in dem Fahrer jemanden dabei haben, der die Prozeduren an der Grenze kennt. Ausserdem ist er schon mehrmals am Tschadsee gewesen, und da die Beschilderung der Strassen erfahrungsgemäss recht spärlich ausfällt, ist es immer gut, jemanden mit Ortskenntnis dabei zu haben.

Trockenes Buschwerk
Trockenes Buschwerk

Jetzt, Ende Februar, ist der letzte Regen schon recht lange her. Entsprechend trocken sieht die Landschaft aus. Ausserdem ist die Gegend beeindruckend flach. Nördlich von Maroua gibt es einige Berge, aber dann fährt man durch flaches Land, bis man nach Waza kommt.

Bei Waza gibt es zwei oder drei Berge, und dann geht es wieder weiter mit der flachen Gegend, im Prinzip bis zum Tschadsee.

Eine kleine Ortschaft und ein hoch beladener Lastwagen.
Eine kleine Ortschaft und ein hoch beladener Lastwagen.

Wir kommen durch einige kleinere Ortschaften. Die Strasse ist zwischen Maroua und Kousserie durchgehend geteert. Es fahren hier auch viele Lastwagen, die Waren für den Tschad geladen haben. Viele dieser Lastwagen sind sehr hoch und breit beladen.

Haus mit Mauern in diversen Baustilen.
Haus mit Mauern in diversen Baustilen.

Die Häuser, welche immer wieder am Strassenrand stehen, sind in unterschiedlichen Stilen gebaut. Viele sind aus Lehm, andere haben Wände und Dächer aus geflochtenen Matten. Das Haus im Bild hat ganz unterschiedliche Mauern. Manche sind aus Lehm, andere aus Zementsteinen, und wieder andere aus Lehmziegeln. Das Dach ist mit Steinen und alten Rädern beschwert. Die Fenster sind dreieckig.

Doch für lange Betrachtungen bleibt keine Zeit, wir wollen ja schliesslich nicht den ganzen Tag auf der Strecke verbringen. Kurz vor Mittag kommen wir in Kousserie an, und finden auch bald das kleine Hotel, in dem wir uns einquartieren wollen.

Bernice und Timon stehen auf dem Deich am Fluss Logone.
Bernice und Timon stehen auf dem Deich am Fluss Logone.

Unsere Zimmer sind noch nicht bereit, und so lassen wir unser Gepäck erst einmal im Auto. Wir gehen hinter das Hauptgebäude des kleinen Hotels, und sehen, dass es unmittelbar an einem niedrigen Deich steht. Auf dem Deich können wir ein Stück spazieren gehen. Unten, im Fluss Logone, sehen wir Jugendliche, die auf einer Sandbank Fussball spielen.

Sandhaufen auf dem Deich.
Sandhaufen auf dem Deich.

Andere Jugendliche sind nicht am spielen, sondern füllen unten am Flussufer Sand in einen Sack. Mit dem Sack klettern sie den Deich hoch, und schütten den Sand zu kleinen Haufen auf, die in etwa die Grösse einer Schubkarrenladung haben.

Mittagessen unter freiem Himmel.
Mittagessen unter freiem Himmel.

Wir setzen uns an den Mittagstisch, und unterhalten uns. Nach einer ganzen Weile ist das Mittagessen bereit, und wird aufgetragen. Es gibt Pommes-Frites und Fleisch, und es schmeckt gut. Als Getränk bestellen wir Coca-Cola und Limonaden, die es in verschieden Geschmacksrichtungen gibt. Die neonfarbene Flüssigkeit in Mareikes Flasche hat Zitronengeschmack.

Strassenszene in Kousserie.
Strassenszene in Kousserie.

Eines der beiden Zimmer ist inzwischen bereit, und so laden wir unser Gepäck aus dem Auto aus. Wir ruhen uns ein wenig aus, und drehen dann am Nachmittag noch eine Runde in der Stadt. Wir wollen uns zunächst etwas orientieren, wie Kousserie aufgebaut ist, und suchen anschliessend ein paar Geschäfte auf. Wir sind über das gute Angebot erstaunt, welches sich teilweise am Bedarf der Leute im Tschad orientiert.

Zurück im Hotel, lassen wir es ruhig angehen. Das Zimmer der Kinder steht inzwischen auch zur Verfügung, es ist auf der anderen Seite des Hofs. Nach dem Abendessen gehen wir bald schlafen.

Das Hauptgebäude des Hotels, in dem wir in Kousserie übernachtet haben.
Das Hauptgebäude des Hotels, in dem wir in Kousserie übernachtet haben.

Am nächsten morgen wollen wir uns nicht lange aufhalten, sondern gleich aufbrechen nach N’Djaména. Doch leider dauert es mit dem Frühstück recht lange.

Timon hilft in der Hotelküche mit.
Timon hilft in der Hotelküche mit.

So beschliesst Christel, einmal nachzusehen, was in der Küche läuft. Timon geht mit, und legt mit Hand an.

Der Hauptgrund unserer Reise ist, dass Christel und Martin neue Reisepässe beantragen müssen. Dies müssen wir in einem deutschen Konsulat erledigen. Das Konsulat in N’Djaména liegt für uns am nächsten.

Nach dem Frühstück fahren wir los. Wir haben schon viel gehört über die Grenze zwischen Kousserie und N’Djaména, und nicht alle Erfahrungen klangen ermutigend. Doch wir haben weiter keine Schwierigkeiten. Das Visum für den Tschad haben wir uns schon von Maroua aus besorgt. Einer der Zöllner ist etwas erstaunt, dass wir so grosse Kinder dabei haben, obwohl in unseren Pässen nur kleine Kinder abgebildet sind. Dies lässt sich jedoch leicht erklären, da unsere Pässe fast zehn Jahre alt sind, und die Bilder eben nicht mitwachsen.

Damit die Reise auch wirklich ohne Schwierigkeiten verläuft, verzichten wir auf das Fotografieren. In Kamerun können wir leichter abschätzen, was wir uns erlauben dürfen und was nicht, aber in einem für uns fremden Land sind wir lieber vorsichtig.

Als wir gerade anfangen wollen, in N’Djamena die deutsche Botschaft zu suchen, stehen wir auch schon davor. Wir hatten uns vorsorglich per E-Mail angemeldet, und werden problemlos eingelassen. Wir reden eine Weile mit einem Angestellten der Botschaft, der uns erklärt, wo in N’Djaména wir am besten die biometrischen Passbilder machen lassen. Ausserdem gibt er uns ein Merkblatt mit.

Wir finden das Fotogeschäft ohne Probleme, und finden einen gut eingerichteten Laden vor. In den Vitrinen sind Fotoapparate ausgestellt, daneben allerlei Zubehör, Fotoalben und Fototaschen. An den Wänden hängen Beispiele von Bildern, sowie Bilderrahmen in vielen Grössen und Stilen. Links schliesst sich ein Nebenraum an, in dem ein grosser digitaler Belichter steht. Und rechts, durch eine Ziehharmonika-Tür abgeteilt, ist das Fotostudio, in dem unsere Passbilder gemacht werden.

Bereits nach einer viertel Stunde bekommen wir unsere Bilder, und können zur Botschaft zurück fahren. Dort füllen wir die Passanträge aus, und bezahlen die Gebühren.

Eines der Gebäude des SIL-Zentrums in NDjaména.
Eines der Gebäude des SIL-Zentrums in N'Djaména.

Da wir nun schon einmal in N’Djaména sind, wollen wir noch zwei Missionarsfamilien besuchen, die schon mal bei uns in Maroua Urlaub gemacht hatten. Beide Familien arbeiten mit der SIL im Tschad, und so lassen wir uns von ihnen am Telefon den Weg zu ihrem Zentrum beschreiben. Wir finden es ohne Schwierigkeiten. Wir machen mit dem Chauffeur eine Uhrzeit aus, zu der er uns wieder abholen kommt.

Missionarskinder unter sich - Gespräche am Spielplatz.
Missionarskinder unter sich - Gespräche am Spielplatz.

Wir besichtigen das Zentrum der SIL. Da gibt es Büros und Wohnungen, aber auch eine grosse Küche, die bei Schulungen und Treffen genutzt wird. Jemand hat auch einen Spielplatz für die Kinder angelegt, was in unserer Gegend von Afrika eine Seltenheit ist. Die Kinder erkunden die Geräte, und nutzen ausserdem die Gelegenheit, sich mit den anderen Kindern zu unterhalten.

Gemeinsames Mittagessen.
Gemeinsames Mittagessen.

Später essen wir alle zusammen Mittag: drei Familien und zwei Lernhelferinnen, die sich dort um den Unterricht der Missionarskinder kümmern. Die Erwachsenen und die Kinder sitzen in getrennten Runden, schliesslich sind auch die Gesprächsthemen unterschiedlich.

Am Nachmittag müssen wir wieder aufbrechen, da wir noch einmal zur Botschaft müssen, um die Quittungen abzuholen. Wir sind rechtzeitig da, und treten anschliessend die Rückfahrt in unser kleines Hotel in Kousserie an. Auch hier gibt es keine besonderen Schwierigkeiten.

Junge Männer beim Sand-Aufladen.
Junge Männer beim Sand-Aufladen.

Am nächsten Morgen frühstücken wir noch einmal gemütlich im Schatten, zwischen dem Haupthaus des Hotels und dem Deich. Dabei haben wir Gelegenheit, zu beobachten, was mit den Sandhaufen passiert, welche von einigen jungen Männern auf dem Deich aufgehäuft werden. Wir sehen nämlich, wie andere junge Männer mit Handkarren vorbeikommen, und jeder einen solchen Haufen auflädt. Dann ziehen sie in einer Kolonne los in die Stadt, wo sie den Sand auf Baustellen anliefern.

Christel beim gemütlichen Frühstück am Deich.
Christel beim gemütlichen Frühstück am Deich.

Nachdem wir unsere Sachen gepackt haben, steigen wir in den schon bereitstehenden Kleinbus, und setzen unsere Reise fort Richtung Tschadsee.

Martin Pusch