Improvisierte Lösungen

Gerne wird auch in Afrika von den Segnungen der modernen Technik profitiert. Man profitiert aber nur so lange, wie auch alles funktioniert. Geht etwas kaputt, muss es repariert werden. Hierzu braucht man das nötige Geld. Das grössere Problem ist aber oft, den richtigen Ersatz für ein defektes Teil zu bekommen.

Befestigung einer Autobatterie
Befestigung einer Autobatterie

Dieses Problem hatte offensichtlich auch der Besitzer eines Fahrzeugs, dessen Batterie defekt war. Die hohe Original-Batterie war nicht zu bekommen. Also wurde die fehlende Höhe durch einen Holzklotz ausgeglichen. Ein Stück Fussmatte ersetzte die vorher formschlüssige Verbindung zwischen dem Haltebügel und der Batterie.

Damit hatte der Halter dieses Fahrzeugs sein Problem gelöst, er hat nun wieder eine Batterie im Fahrzeug, und er hat sie sogar einigermassen sicher befestigt. An die Deckel der Batterie braucht er ja wohl nicht heran, da es sich um eine wartungsfreie Batterie handelt. Sonst hätte er die fehlende Höhe besser unterhalb der Batterie durch einen Holzsockel ausgeglichen.

Oft gehen in Fahrzeugen Teile aus Gummi kaputt. Wenn es sich dabei um Formteile handelt, wird es schwierig, passenden Ersatz zu finden. Dies betrifft vor allem Kühlerschläuche, aber auch Bremsleitungen in der richtigen Länge oder eben die flexible Verbindung zwischen Luftfiltergehäuse und Motor.

Manschette
Manschette

Der Motor ist in seinen Lagern beweglich im Fahrzeug aufgehängt, während das Gehäuse des Luftfilters fest eingebaut ist. Dadurch muss die Leitung zwischen diesen beiden Komponenten flexibel sein. Dieser Gummischlauch hat Rippen, ähnlich wie der Schlauch eines Staubsaugers, damit er beweglich bleibt, aber nicht durch den Luftdruck zusammengepresst wird.

Bei diesem Fahrzeug (siehe Bild) hatte der Schlauch einen Riss bekommen. Ersatz war nicht zur Hand. Also hat der Besitzer dieses Fahrzeugs aus Leder einen Überzug nähen lassen. Damit ist das Fahrzeug einwandfrei repariert, denn der Schlauch ist dicht, und hat seine Flexibilität behalten.

Nicht so einwandfrei sind in der Regel Massnahmen zur Erhöhung der Tragfähigkeit der Fahrzeuge. Man kann ja ein Fahrzeug beladen, bis die Federung am Anschlag ist. So wird es jedenfalls oft gehandhabt. Und wenn die Federung sowieso bereits am Anschlag ist, kann man auch noch mehr auf das Auto packen. Als federnde Bestandteile des Fahrwerks bleiben nur noch die Reifen. Diese müssen angesichts des großen Gewichts aber knallhart aufgepumpt werden, was ihre Nachgiebigkeit stark einschränkt.

Gummiklotz
Gummiklotz als Zusatzfeder.

So hat der Besitzer eines Pickups sich eine Zusatzfeder in Form eines Gummiklotzes ausgedacht und in sein Fahrzeug eingebaut. Dadurch konnte er noch etwas mehr aufladen, bevor die Federung am Anschlag war.

Vielleicht war der Besitzer sogar einige Zeit glücklich über seine Erfindung. Aber als ich dieses Bild machte, wurde gerade der Rahmen des Fahrzeugs geschweisst. Dadurch, dass die Federung ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen konnte, hat sie alle Stösse ungefiltert an den Rahmen weitergegeben, und der hat diese Belastung nicht ausgehalten.

Immer wieder passiert es, dass Scheiben von Fahrzeugen gestohlen werden. Es ist ja nicht kompliziert, eine Scheibe aus einem Fahrzeug auszubauen, vor allem, wenn man den Gummi zerschneidet. Wer für seine defekte Scheibe Ersatz sucht, hat ja die alte Gummidichtung in der Regel noch.

Manche lassen in ihre Scheiben die Fahrgestellnummer, das Kennzeichen oder sonst etwas eingravieren, um sie als ihr Eigentum zu kennzeichnen. Andere greifen zu einer pragmatischeren Lösung. An vielen Fahrzeugen kann man sehen, dass über die Ecken der Scheiben Metallbügel geschweisst wurden.

Heckscheibe mit Sicherung gegen Diebstahl.
Heckscheibe mit Sicherung gegen Diebstahl.

Diese Lösung hatte offensichtlich auch der Besitzer des oben abgebildeten Pickups im Sinn. Er war wohl bereits Opfer eines Diebstahls geworden, denn im Fahrzeug war nun eine verspiegelte Scheibe aus Kunststoff eingebaut. Allerdings hat er seinen Diebstahlschutz nicht ganz durchdacht. Um eine Scheibe zu sichern, reicht es aus, Metallbügel an zwei Ecken der Scheibe anbringen. Diese beiden Ecken sollten einander aber diagonal gegenüber liegen. In der momentanen Ausführung werden also nur solche Diebe abgeschreckt, die diesen Denkfehler nicht bemerken.

Natürlich wird auch bei der Elektrik vieles improvisiert. Eigentlich kann man in Maroua alles auf dem Markt bekommen, was man braucht: Kabel, Klemmen, Sicherungen usw. Trotzdem sieht man immer wieder interessante Basteleien.

Stromzähler
Stromzähler

Wer einen Stromanschluss hat, hat an seinem Haus eine Holztafel mit drei Elementen. Neuere Installationen haben statt der offenen Holztafel einen geschlossenen Kunststoffkasten. Immer sind oben zunächst Schmelzsicherungen, dann kommt der Stromzähler, und unten ein Sicherungsautomat. Dieser Sicherungsautomat löst sowohl bei einem zu hohen Strom aus, als auch bei einem Fehlerstrom grösser als 500 mA.

Im Bild ist kein Sicherungsautomat zu sehen. Er fehlt, und die Leitungen wurden durch zwei Stücke Lautsprecherkabel überbrückt. Die Leitungen wurden einfach zusammengezwirbelt. Als Isolierung wurden Stücke einer schwarzen Plastiktüte über die Verbindungsstellen geknotet. Es ist gängige Praxis, Kabel auf diese Art zu verbinden. Man braucht dazu nur eine Rasierklinge, um das Kabel abzuisolieren. Plastiktüten liegen sowieso überall herum, da braucht man nicht lange zu suchen.

AA-Batterie als Schmelzsicherung.
AA-Batterie als Schmelzsicherung.

An dieser Holztafel gab es aber noch eine Bastellösung, die nicht gleich auf den ersten Blick auffiel. Eine der beiden Schmelzsicherungen am Eingang der Tafel war durch eine Batterie ersetzt worden. Die Grösse einer AA-Batterie passt in etwa, und ihr metallischer Mantel leitet Strom. Damit war das Problem gelöst.

Martin Pusch